Wem nutzen Falschdarstellungen und die Missachtung wissenschaftlicher Erkenntnisse zur Wärmepumpe?
Mein Interesse an der Wärmepumpen-Technologie wurde durch meinen Besuch in Mainz geweckt. Der überfüllte Saal im Bürgerhaus am 24. Januar 2025, in dem Dr. Peter Klafka über dieses Thema sprach, zeigte mir, wie groß das Interesse der Menschen an klimafreundlichen Lösungen ist. Gleichzeitig wurde mir klar, wie stark die Meinungen in der Öffentlichkeit über diese Technologie auseinandergehen.
Insbesondere die Diskrepanz zwischen den teils vernichtenden Berichten in den Medien und den wissenschaftlichen sowie praktischen Informationen, die vor Ort präsentiert wurden, hat mich dazu gebracht, genauer hinzuschauen.
Die Geschichte der Wärmepumpe
Die Wärmepumpe blickt auf eine lange und faszinierende Geschichte zurück, die bis ins 18. Jahrhundert reicht. William Cullen legte 1755 mit seinen Experimenten zur Kühlung durch Verdampfung den Grundstein für diese Technologie. Ein bedeutender Meilenstein war die Konstruktion des ersten funktionierenden Kühlschranks mit mechanischem Kompressor durch Jacob Perkins im Jahr 1834.
Im 20. Jahrhundert gewann die Wärmepumpe, besonders durch die Ölkrisen, zunehmend an Bedeutung. Ein entscheidender Durchbruch gelang 1968, als Klemens Oskar Watterkotte die erste mit einer Erdwärmepumpe gekoppelte Niedertemperatur-Fußbodenheizung in Betrieb nahm. Diese Innovation machte die Wärmepumpe deutlich wirtschaftlicher und effizienter.
Diese Technologie hat sich seither stetig weiterentwickelt und erlebt heute, angesichts der Klimakrise und steigender Energiepreise, einen regelrechten Boom.
2023 wurden in Deutschland 356.000 Wärmepumpen verkauft, was einem Anstieg von 50 % gegenüber dem Vorjahr entspricht. Auch wenn die Verkaufszahlen 2024 aufgrund politischer Verunsicherung um 46 % auf 193.000 verkaufte Einheiten zurückgingen, wird für 2025 wieder ein Wachstum von 33 % erwartet. Langfristig könnte der Absatz bis Ende des Jahrzehnts auf eine Million Geräte pro Jahr steigen.
Wirtschaftliche Perspektiven
Die Wärmepumpe bietet nicht nur ökologische Vorteile, sondern hat auch großes wirtschaftliches Potenzial. Die Branche beschäftigt in Deutschland rund 26.000 Menschen und generiert einen Umsatz von etwa 2,8 Milliarden Euro. Laut einer Studie der European Climate Foundation könnten bis 2030 allein in der EU 3 Millionen neue Arbeitsplätze durch den Einsatz von Wärmepumpen entstehen, über eine Million davon in Deutschland.
Ein Beispiel für die wirtschaftliche Stärke der Wärmepumpentechnologie ist die Firma Lambda, ein österreichisches Unternehmen, das als Hersteller der weltweit besten Wärmepumpe gilt. Diese Qualitätsprodukte werden unter anderem von dem deutschen Hersteller Zewotherm verbaut, was zeigt, dass technologische Exzellenz und wirtschaftliche Effizienz Hand in Hand gehen können.
Die Rolle von Falschdarstellungen
Die Debatte um das Gebäudeenergiegesetz (GEG) und den Einsatz von Wärmepumpen in Deutschland wurde im Jahr 2023 durch eine intensive Medienkampagne geprägt, die hauptsächlich von Publikationen des Axel Springer Verlags vorangetrieben wurde. Insbesondere die “Bild”-Zeitung und “Die Welt” starteten im Februar 2023 eine Reihe von Artikeln, die sich kritisch gegen das GEG und speziell gegen Wärmepumpen richteten.
Dabei wurden Fehlinformationen verbreitet, etwa über angeblich exorbitante Kosten von Wärmepumpen oder einen vermeintlichen Zwang zum sofortigen Austausch bestehender Heizungen. Interessanterweise gab die “Bild”-Chefredakteurin Marion Horn später zu, dass es in der Redaktion “verdammt nochmal niemanden [gab], der weiß, wie so eine Wärmepumpe funktioniert”. Ein Eingeständnis, das Fragen zur Qualität und Intention der Berichterstattung doch zwangsweise aufwerfen muss.
Die Auswirkungen dieser Medienkampagne waren weitreichend. Sie führte zu einer erhitzten öffentlichen Debatte. Durch die Verunsicherung brach der Absatz von Wärmepumpen im ersten Halbjahr 2024 in Deutschland merklich ein. Renommierte Hersteller von Qualitätswärmepumpen wie Vaillant, Stiebel Eltron, Viessmann und ait sahen sich mit erheblichen Problemen konfrontiert, die zu Kurzarbeit, Entlassungen und weiteren Einsparmaßnahmen führten.
Kritiker weisen darauf hin, dass diese Kampagne möglicherweise nicht völlig interesselos geführt wurde. Der Hauptaktionär von Axel Springer, die Investmentgesellschaft KKR, hält weltweit Anteile an verschiedenen Energieunternehmen, was Fragen über potenzielle Interessenkonflikte aufwirft.
Trotz der negativen Darstellung in Teilen der Medien bleibt die Tatsache bestehen, dass Wärmepumpen zu den effizientesten Heizungstechniken gehören. Sie können pro eingesetzter Kilowattstunde elektrischen Stroms bis zu fünf Kilowattstunden Heizwärme erzeugen und bieten in Kombination mit Photovoltaik eine klima- und kostenschonende Lösung zur Beheizung von Häusern.
Diese Technologie steht im Zentrum der Bemühungen von Wirtschafts- und Klimaminister Robert Habeck, die Wärmewende in Deutschland voranzutreiben.
Meinung versus Wissenschaft
Behauptung: Wärmepumpen schaden der deutschen Wirtschaft
Fakten:
- Eine Studie der European Climate Foundation und der European Heat Pump Association prognostiziert die Schaffung von 3 Millionen neuen Arbeitsplätzen in der EU bis 2030 durch den verstärkten Einsatz von Wärmepumpen, davon über 1 Million allein in Deutschland.
- Die deutsche Wärmepumpen-Branche beschäftigt bereits rund 26.000 Personen und erwirtschaftet einen Jahresumsatz von etwa 2,8 Milliarden Euro.
Behauptung:
Wärmepumpen funktionieren im Altbau nicht
Fakten:
- Wärmepumpen eigenen sich durchaus für Altbauwohnungen. Entscheidend sind dabei weniger das Alter des Gebäudes, sondern vielmehr individuellen Gegebenheiten.
Dämmstandard: Der Wärmebedarf sollte unter 150 kWh pro m² im Jahr liegen.
Niedrige Vorlauftemperatur: Optimal ist eine Vorlauftemperatur von maximal 55°C.
Angepasstes Wärmeverteilsystem: Flächenheizungen oder optimierte Heizkörper.
Korrekte Dimensionierung: Eine Heizlastberechnung durch einen Fachmann ist entscheidend.
- Das Fraunhofer Institut für Solare Energiesysteme (ISE) untersuchte in einer fünfjährigen Studie 56 Bestandsgebäude und kam zu dem Ergebnis, dass Wärmepumpen auch in Altbauten effizient arbeiten können.
- Selbst in energetisch schlechteren Gebäuden können Wärmepumpen gute Effizienzwerte erzielen.
Behauptung: Grüne Arbeitsplätze verschwinden schneller als erwartet
Fakten:
- Wie oben bereits dargestellt werden trotz eines Rückgangs der Verkaufszahlen in 2024 erwartet die Branche für 2025 wieder einen Anstieg um 33 % auf rund 257.000 Geräte.
- Die Absatzzahlen werden laut Branchenstudie bis Ende des Jahrzehnts bei einer Million Geräten pro Jahr liegen.
Die Verstrickung des Axel Springer Verlages wurde oben bereits ausgeführt und es lässt sich daraus schließen, dass die gezielte Verbreitung solcher Falschdarstellungen diesen Interessen dienen.
- Unternehmen, die auf Kohle, Gas oder Öl setzen, versuchen, die Wärmepumpe als unzuverlässige oder unwirtschaftliche Technologie darzustellen, um ihre Marktanteile zu schützen.
- Gegner der Energiewende nutzen diese Berichte, um Unsicherheit in der Bevölkerung zu schüren und den Ausbau erneuerbarer Technologien zu bremsen.
- Einige internationale Akteure profitieren davon, die Wärmepumpe in einem schlechten Licht darzustellen, um alternative Technologien oder eigene Produkte zu fördern.
Die Auseinandersetzung mit dem Thema lässt mich zu dem Schluss kommen, dass die Wärmepumpentechnologie, trotz zeitweiliger Rückschläge, ein großes Potenzial sowohl für die Wirtschaft als auch für den Klimaschutz bietet.
Die negativen Darstellungen in den Medien ignorieren die wissenschaftlichen und wirtschaftlichen Fakten und scheinen eher bestimmten Interessengruppen zu dienen.
Es zeigt sich, dass insbesondere Akteure mit wirtschaftlichen Interessen an fossilen Energien und Gegner der Energiewende von einer Verunsicherung der Bevölkerung profitieren könnten.
Ein sachlicher und faktenbasierter Diskurs ist unerlässlich, um das Vertrauen in die Wärmepumpentechnologie wieder herzustellen und ihre Potenziale zu nutzen und zu fördern. Deutschland kann von dieser klimafreundlichen Technologie sowohl wirtschaftlich als auch ökologisch profitieren.
Wissenschaftliche Erkenntnisse müssen dafür konsequent in politische und gesellschaftliche Entscheidungen einfließen.
Quellen:
https://wohnungswirtschaft-heute.de/bis-2030-mehr-als-eine-mio-neue-arbeitsplaetze-in-deutschland/
https://www.tagesschau.de/wirtschaft/verbraucher/waermepumpe-heizungsgesetz-energie-100.html
https://www.waermepumpe.de/presse/news/details/branchenstudie-2023/
https://www.tagesschau.de/wirtschaft/energie/waermepumpen-ziel-nicht-erreicht-100.html
https://www.perplexity.ai/search/tratenaus-der-fossilbranche-al-KerO2kVfRVOM.1.jKfYI7A
Langfristig kann die Wärmepumpe nicht nur zur Erreichung der Klimaziele beitragen, sondern auch Arbeitsplätze schaffen und eine wirtschaftliche Chance für innovative Unternehmen bieten. Anstatt diese Technologie durch unsachliche Berichterstattung oder politische Unsicherheiten auszubremsen, sollte der Fokus darauf liegen, den Ausbau und die Akzeptanz durch Aufklärung und passende Fördermaßnahmen zu stärken.
Hallo Manuel,
ganz genau. Aus diesem Grunde gibt es diese website. Gruss Thomas Lazar
Die weltweite Klimapolitik bleibt ein Flickenteppich aus Versprechungen, Symbolpolitik und unzureichenden Maßnahmen. Während einige Länder ambitionierte Ziele setzen, scheitert die Umsetzung oft an wirtschaftlichen Eigeninteressen, politischen Machtspielen und fehlender internationaler Koordination. Große Emittenten verzögern den Wandel, während Entwicklungsländer unter den Folgen leiden. Ohne verbindliche Maßnahmen, technologische Innovationen und echte wirtschaftliche Anreize bleibt der Kampf gegen den Klimawandel ein Lippenbekenntnis – mit fatalen Konsequenzen für kommende Generationen.