In Zeiten, in denen die Verkehrswende nicht mehr nur ein Schlagwort, sondern eine dringende Notwendigkeit ist, tauchen immer wieder innovative Konzepte auf, die uns den Umstieg vom Auto erleichtern sollen. Podbikes Frikar ist eines dieser faszinierenden Konzepte, das die Grenze zwischen Fahrrad und Auto neu definiert. Als vierrädriges Fahrzeug mit schützender Karosserie verspricht es den Komfort eines Autos, während es rechtlich als Fahrrad eingestuft wird und somit ohne Führerschein auf Radwegen gefahren werden darf.
Doch kann dieser Hybrid auch eine Schlüsselrolle in der Verkehrswende spielen?
Das Innovationskonzept: Mehr als nur ein E-Bike
Das Frikar von Podbike unterscheidet sich fundamental von herkömmlichen E-Bikes durch seinen seriellen Hybridantrieb. Anders als bei gewöhnlichen Fahrrädern gibt es keine mechanische Verbindung zwischen Pedalen und Rädern, keine Kette, keine Schaltung. Stattdessen treibt der Fahrer durch seine Tretbewegung einen Generator an, der elektrische Energie erzeugt und in einen Akku einspeist. Diese Energie versorgt dann zwei 250-Watt-Elektromotoren in den Hinterrädern, die das Fahrzeug antreiben.
Innovative Funktionen wie Rekuperation beim Bremsen erhöhen die Reichweite in hügeligem Gelände um bis zu 40 %. Besonders clever ist das elektronische “Getriebe”, ein Algorithmus, der die optimale Trittfrequenz und Belastung für den Fahrer berechnet und anpasst.
Mit Geschwindigkeiten von bis zu 25 km/h mit Tretunterstützung, bergab sogar bis zu 50 km/h, und einer Reichweite von 60-90 km pro Akku (erweiterbar auf bis zu 300 km) positioniert sich das Frikar als ernstzunehmende Alternative für Pendler, die täglich moderate Strecken zurücklegen.
Das Potenzial, die Vorteile zweier Welten zu vereinen, macht das Frikar interessant. Einerseits bietet es die Umweltfreundlichkeit und Gesundheitsvorteile des Radfahrens, andererseits den Wetterschutz und Komfort eines Autos. Der fest montierte Schalensitz und die Möglichkeit, hinter dem Fahrer einen Erwachsenen, ein Kind im montierbaren Kindersitz oder Gepäck zu transportieren, machen es für Familien und Berufspendler gleichermaßen attraktiv.
Beim Aspekt Sicherheit punktet es mit Knautsch- und Schutzzonen zur Aufnahme von Aufprallenergie, hoher Kurvenstabilität durch einen niedrigeren Schwerpunkt und mit besserer Sichtbarkeit im Verkehr aufgrund der größeren Dimensionen, dem ausgereiften Beleuchtungssystem und Blinkern.
Die verbauten Materialien haben nachhaltige Eigenschaften, insbesondere durch ihre Recyclingfähigkeit und Leichtigkeit. Das Fahrzeug besteht aus einem Aluminiumfahrgestell und einer Karosserie aus thermoplastischem Kunststoff.
Die vier Räder aus thermoplastischem Kunststoff mit 60 % Glasfaseranteil sind ein weiteres innovatives Merkmal. Diese Konstruktion macht sie nicht nur besonders robust, sondern vermeidet auch gängige Korrosionsprobleme, die bei herkömmlichen Materialien auftreten können.
Herausforderungen und Kritikpunkte
Trotz aller Innovationen steht das Frikar vor ernsthaften Herausforderungen. Mit einem Gewicht von etwa 80 kg ist es deutlich schwerer als herkömmliche E-Bikes, was sich besonders bergauf bemerkbar macht. Die Uphill-Performance ist entsprechend langsamer als bei leichteren Alternativen.
Die größte Hürde dürfte jedoch der Preis sein. Mit aktuell 12.990 Euro (2025) liegt das Frikar in einer Preisklasse, die für viele potenzielle Nutzer schlicht unerschwinglich ist. Besonders bemerkenswert ist der Preisanstieg seit der ersten Ankündigung, der sich von ursprünglich 4.995 Euro (2021) mehr als verdoppelt hat.
Potenzial für die Verkehrswende
Trotz dieser Hürden könnte Podbikes Frikar eine wichtige Rolle in der Verkehrswende spielen, wenn auch zunächst in einer Nische.
Es adressiert präzise eine Lücke im Mobilitätsmarkt.
Menschen, die den Umstieg vom Auto auf das Fahrrad in Betracht ziehen, aber nicht auf den Komfort und die Sicherheit eines geschlossenen Fahrzeugs verzichten möchten.
Die staatliche Unterstützung, das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) förderte den Kauf mit bis zu 25 % des Kaufpreises, zeigt, dass auch politisch ein Interesse an solchen innovativen Zwischenlösungen bestand.
Kooperationen mit JobRad und anderen Partnern, die Leasing-Optionen anbieten, senken die finanzielle Hürde nach wie vor.
In Städten mit gut ausgebauter Fahrradinfrastruktur stellt das Frikar tatsächlich eine zeitsparende Alternative zum Auto dar.
Podbike verfolgt mit seinem Frikar zweifellos ein faszinierendes Konzept, das zeigt, wie vielfältig die Zukunft der Mobilität aussehen kann. Es stellt keine Revolution dar, die von heute auf morgen unsere Straßen verändern wird, aber es kann ein weiterer wichtiger evolutionärer Schritt sein. Ein Brückenschlag zwischen der Auto- und Fahrradwelt, der den Menschen den Einstieg in nachhaltigere Mobilität erleichtert.
Die Herausforderung für Podbike besteht jedoch darin, die Kosten für die Frikar-Produktion zu senken, damit es für eine breitere Masse erschwinglicher wird. Gelingt dies, kann das Frikar tatsächlich zu einem weiteren bedeutenden Element der Verkehrswende werden. Insbesondere für Pendler in Vorstädten und ländlichen Gebieten, wo Wind und Wetter oft ein Hindernis für den Umstieg aufs Rad darstellen.
Quelle:
https://www.tyman-international.com/de/fokus/aluminium-recycling/