Der überraschende Gewinner im Spiel zwischen Landwirtschaft und Solarparks

Eine nachhaltige Symbiose für die Zukunft?

In Zeiten des Klimawandels und der zunehmenden Nachfrage nach erneuerbaren Energien gewinnen Solarparks weltweit an Bedeutung. Statt mit der Landwirtschaft um Flächen zu konkurrieren, ermöglicht die Beweidung durch Schafe eine effiziente Doppelnutzung. Besonders wertvoll in Regionen mit begrenztem Agrarland. Landwirte profitieren von zusätzlichen Weideflächen für eine artgerechte Tierhaltung.

Eine langfristige Untersuchung auf der Wellington Solar Farm in Australien liefert überzeugende Belege für die erfolgreiche Koexistenz: Bei 1.700 Merinoschafen, die drei Jahre zwischen Solarpaneelen weideten, blieb die Wollqualität nicht nur erhalten, sondern sie verbesserte sich sogar in einigen Parametern.

Dies widerlegt Bedenken bezüglich des Tierwohls.

Die Solarmodule bieten den Schafen vielmehr wertvollen Schutz vor extremen Wetterbedingungen. Im Vergleich zu konventionellen Methoden der Merinowollproduktion mit teils schmerzhaften Praktiken, wie dem Mulesing, stellt diese Kombination eine tiergerechtere Alternative dar. Zudem würde die verstärkte Nutzung von Wolle als natürliche Alternative zu synthetischen Fasern das Ökosystem vor Mikroplastik schützen.

Für das Wohlbefinden der Schafe und die ökologische Aufwertung sind großzügige Abstände zwischen den Modulen entscheidend. Diese Anordnung lässt mehr Licht auf den Boden, fördert die Biodiversität und ermöglicht lichtliebenden Pflanzenarten das Gedeihen und bildet somit eine wichtige Nahrungsgrundlage für Insekten. Zudem gewährleistet der größere Abstand eine gleichmäßigere Wasserverteilung und verhindert Bodenaustrocknung.

Die Beweidung durch Schafe bietet gegenüber mechanischer Flächenpflege erhebliche Vorteile: Sie ist nicht nur kostengünstiger, sondern vermeidet auch die Nachteile des Mulchens wie die Zerstörung von Kleinstlebewesen und unerwünschte Nährstoffanreicherung. Das selektive Fressverhalten der Schafe fördert eine vielfältige Vegetation und erhält artenreiche Grünflächen.

Eingezäunte Solarparks bieten insbesondere in Regionen mit zunehmender Wolfspräsenz sichere Weideflächen. Durch ergänzende Gestaltung mit Hecken, Blühstreifen und Biotopelementen können sie als Trittsteinbiotope fungieren und strukturarmen Agrarlandschaften wertvolle ökologische Rückzugsräume bieten.

Das veränderte Mikroklima unter den Modulen durch reduzierte direkte Sonneneinstrahlung und verringerter Verdunstung führt nachweislich zu einer höheren Biodiversität bei Pflanzen- und Mikrobengemeinschaften. Die Schafe selbst tragen als natürliche Samenverbreiter zur genetischen Vielfalt bei. Diese Form der Pflege minimiert nicht nur Umweltbelastungen, sondern verhindert auch Beschädigungen der Module durch Steinschlag bei maschineller Mahd. Die entstehenden pestizid- und düngerfreien Lebensräume bieten wichtige Rückzugsorte für bedrohte Insekten- und Vogelarten, besonders wertvoll in intensiv landwirtschaftlich genutzten Regionen.

Wirtschaftlich profitieren Landwirte und Schafhalter von mehreren Einkommensströmen: Pachteinnahmen für die Solaranlage kombiniert mit Weideverträgen und dem Verkauf von Wolle und Fleisch.

Der erfolgreiche Einsatz von Schafen in Solarparks ist ein Beispiel für eine gelungene Integration von Technologie und Natur. Ähnliche Konzepte werden weltweit erprobt und weiterentwickelt.

In China werden Solaranlagen in der Kubuqi-Wüste installiert, die nicht nur Energie liefern, sondern auch als Schutzbarriere gegen Sandstürme wirken und landwirtschaftliche Aktivitäten unter den Paneelen ermöglichen.

Innovative Ansätze wie schwimmende Solaranlagen auf Stauseen und anderen Wasserflächen werden getestet, um Landnutzungskonflikte zu minimieren und die Effizienz durch Kühlung zu steigern.

Regionale Studien, wie die des Fraunhofer-Instituts in Deutschland, zeigen das enorme Potenzial für den Ausbau von Photovoltaik und fordern eine Verzehnfachung der Leistung bis 2035, um Klimaziele zu erreichen.

Trotz der genannten Vorteile müssen wir uns auch mit den potenziellen Herausforderungen auseinandersetzen, die besonders bei sehr großen Solarprojekten auftreten können. Eine Studie der Universität Lund in Schweden untersuchte die hypothetischen Auswirkungen von großflächigen Solarparks in der Sahara und kam zu dem Ergebnis, dass diese das globale Klima beeinflussen könnten.

Bei extremen Szenarien, wie einer 20 % oder gar 50 % Bedeckung der Sahara mit Solarmodulen, könnten signifikante Veränderungen in der Wolkenbedeckung und Sonneneinstrahlung weltweit auftreten. Dies könnte das Photovoltaik-Potenzial in verschiedenen Regionen um bis zu ±10 % verändern.

Es ist jedoch wichtig zu betonen, dass diese Studie ein rein hypothetisches Szenario untersucht, das in der Praxis höchst unwahrscheinlich ist. Eine 50%ige Bedeckung der Sahara würde um eine Fläche größer als viele Länder erfordern und ist angesichts technischer, wirtschaftlicher und politischer Faktoren unrealistisch. Die Studie sollte daher nicht als Argument gegen Solarenergie missverstanden werden, sondern vielmehr als Beitrag zum Verständnis der Wechselwirkungen zwischen großflächigen Energieprojekten und dem Klimasystem.

Denn die Zukunft der erneuerbaren Energien liegt nicht nur in der technologischen Innovation, sondern auch in der klugen Integration in bestehende natürliche und landwirtschaftliche Systeme. Die Schafe zwischen den Solarmodulen sind ein lebendiges Symbol für eine gelungene Symbiose.

Quellen:

https://mein-mmo.de/untersuchung-schafe-solarpaneelen-ergebnis/

https://efahrer.chip.de/news/schafe-weiden-zwischen-solarmodulen-studie-zeigt-erstaunlichen-einfluss_1024703

https://www.nature.com/articles/s43247-023-01117-5

https://www.bfn.de/haeufig-gefragt-solarparks-und-biodiversitaet

https://www.gamestar.de/artikel/china-wueste-solarzellen-studie,3428705.html

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