Die geopolitischen Erschütterungen der letzten Jahre haben Europa erbarmungslos entlarvt: Wir sind ein Kontinent der Abhängigkeit – fremdgesteuert, bequem, gefährlich selbstzufrieden. Energie aus Russland, Sicherheit von den USA, Technologie aus China.
Wir leben von Systemen, die wir weder kontrollieren noch verstehen. Wer jetzt immer noch an die gute alte multilaterale Weltordnung glaubt, ignoriert die Zeichen der Zeit und verspielt unsere Zukunft.
Der Angriff auf die Ukraine war kein Betriebsunfall, sondern ein eiskalter Test – und wir sind durchgefallen. Jahrzehntelang haben deutsche Regierungen, allen voran Angela Merkel (CDU), unser Energiesystem auf russisches Gas gebaut. Die Warnungen? Abgetan. Die Kritik? Arrogant belächelt. Nord Stream 2? Ein Monument der Selbsttäuschung, abgesegnet von SPD-Schwergewichten wie Steinmeier und Gabriel.
Heute wackeln wir uns aus der Krise, aber anstatt mit klarer Linie Richtung Energiewende zu marschieren, stolpern wir durch Zuständigkeitswirrwarr und fossile Denkblockaden. LNG-Terminals ja, aber der Umbau zu echter Unabhängigkeit? Wird von Bürokratie, Länderinteressen und der Angst vor Konflikten ausgebremst.
Dabei muss doch dem Letzten folgendes klar sein: Steuern wir jetzt nicht um, überstehen wir auch die nächste Krise nicht.
Während wir über Bedrohungen von außen diskutieren, sitzt der eigentliche Bremser mitten im System: die Fossillobby.
Ihr Einfluss reicht bis in die höchsten Machtzentren und finanziert ein perfides Spiel. Öffentlich pro Energiewende, intern aber Meister des Verzögerns, Verwässerns, Verhinderns. Wer glaubt, sie werde von allein verschwinden, irrt. Sie rechnet auf Zeit und auf unserer Zaghaftigkeit.
Mit einer möglichen Merz-Regierung rückt dieses Szenario näher. CDU und fossile Konzerne – ein eingespieltes Duo. Die Gefahr? Ein Europa, das sich noch tiefer in die Sackgasse kurzfristiger Profite manövriert, anstatt an der Zukunft zu arbeiten.
Wollen wir das verhindern, müssen wir jetzt handeln, mutig und laut.
Europas Sicherheitsstrategie besteht aus Wunschdenken. Die NATO? Noch ein Bündnis auf dem Papier, dominiert von Washingtons Interessen. Trump hat uns bereits gezeigt, wie wenig wir auf die USA vertrauen können. Amerikanische Interessen stehen klar an erster Stelle.
Unsere Abhängigkeit bleibt – und die Treue schwindet.
Pistorius kämpft gegen Jahrzehnte der Vernachlässigung, doch ohne gesamteuropäische Strategie bleibt auch sein Kraftakt ein Strohfeuer. Es braucht endlich den Mut zur eigenen Stärke. Nicht in ferner Zukunft, sondern jetzt.
Während wir uns über Russland und die USA empören, treibt China seinen Masterplan ungestört voran. Europa wird Stück für Stück zur technologischen Kolonie.
In Schlüsselbereichen von Halbleitern bis KI sind wir längst abgehängt.
Gleichzeitig kaufen sich chinesische Konzerne in unsere kritische Infrastruktur ein.
Scholz’ Entscheidung zur COSCO-Beteiligung war kein Unfall. Sie war Ausdruck einer Strategie, die den kurzfristigen Nutzen über langfristige Resilienz stellt. Wenn wir nicht aufwachen, wird China unsere Zukunft diktieren, bevor wir überhaupt mitdiskutieren können.
Die Zeit der Ausreden ist vorbei. Strategische Autonomie ist keine Idee für Thinktanks, sie ist Überlebensstrategie. Europa muss raus aus der Komfortzone und rein in die Realität. Im Klartext heißt das: der Fossillobby die Stirn zu bieten. Nicht zögern, sondern klar durchziehen.
Militärisch muss Europa erwachsen werden. Es braucht integrierte Streitkräfte, eine gemeinsame Rüstungsplanung, eine politische Führung. Nicht als Konkurrenz zur NATO, sondern als eine stabile Rückversicherung. Sonst sind wir im Ernstfall hilflos. Und technologisch? Europa braucht eine Renaissance – mit Investitionen, Protektionismus und Innovationslust. Wer das nicht will, muss Folgendes akzeptieren: Unsere technologische Unabhängigkeit ist bereits verloren.
Die nächste Bundesregierung unter Friedrich Merz wird von jahrzehntelangen Fehlern eingeholt. Merkels Russlandpolitik war bequem und fatal. Schröders Putin-Nähe? Ein Offenbarungseid. Die SPD hat das Spiel mitgespielt, Scholz’ "Zeitenwende" blieb bislang ein rhetorisches Placebo.
Es braucht Entschlossenheit statt Beschwichtigung, kein Krisenmanagement, sondern ein europäisches Aufbauprogramm. Keine Schönrednerei, sondern strategische Klarheit.
Ja, das alles kostet Kraft, Geld und Mut, ist aber ganz sicher mit einer ehrlichen Politik leistbar. Einer offenen und ehrlichen Kommunikation mit der Bevölkerung, die erklärt, warum strategische Autonomie auch Verzicht bedeutet. Die erklärt, warum diese Autonomie unsere beste Versicherung für Frieden, Wohlstand und politische Handlungsfähigkeit ist.
Deutschland kann in Europa vorangehen.
Nicht, weil es sich aufdrängt, sondern weil es die Verantwortung kennt.
Die nächste Regierung wird sich daran messen lassen müssen, ob sie den Mut hat, das Richtige zu tun – oder ob sie erneut die Augen schließt, während die Welt weiterzieht.
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